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Menschliches Führen zwischen Vertrauen und Kontrolle

Menschliches Führen zwischen Vertrauen und Kontrolle – Podcast Folge #045

  • Stefan Schulik

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Mit menschlichem Leadership kennen Sie den Spagat zwischen Vertrauen schenken und Kontrolle ausüben. Beides hat seine Vor- und Nachteile. Lernen Sie, wie Sie die richtige Dosis ihren Mitarbeitern verabreichen. Praktizieren Sie menschliches Führen zum Wohl des Unternehmens, der Mitarbeiter und Ihnen selbst.

Menschliches Leadership – zwischen Vertrauen und Kontrolle

Menschliches Leadership praktizieren – um das ging es in den Folgen 041 bis 044.

Sie haben hierzu einige unterschiedliche Blickwinkel vorgestellt bekommen, auch Tipps erhalten, wie man bestimmte Führungs-Situationen nutzen, gestalten und interpretieren kann.

Sollten Sie jetzt erst eingestiegen sein, das erste Mal meine Podcastreihe hier hören, dann ist das kein Problem. Die Podcasts sind meist in sich geschlossen. Idealerweise haben Sie aber für dieses Thema schon die vier dazugehörige Podcastfolgen angehört.

Weil damit haben Sie jetzt schon drei von vier von mir ausgewählte Dimensionen gehört.

  • Wieviel Distanz ist erforderlich, wieviel Nähe möglich, um als Führungskraft beim Mitarbeiter „anzukommen“.
  • Wie kombinieren Sie die Führungsfähigkeiten von Lokomotion und Kohäsion?
  • Wie authentisch sind Sie als Führungskraft? Spielen Sie eine Rolle?

Noch eine Stellschraube für menschliches Leadership fehlt, die ich hier im Podcast vorstellen will. Hier geht es um das Spannungsfeld zwischen Vertrauen und Kontrolle.

Nochmals herzlich willkommen zu meinen Podcast „FührungsKRAFT für Führungskräfte“. Sie hören die Stimme von Stefan Schulik. Und ich hoffe, Sie haben sich an diese schon etwas gewöhnen können. Ich freue mich, dass Sie da sind. Zuhören können ist auf jeden Fall auch eine Eigenschaft, die zum menschlichen Leadership als Standard dazu „geHÖREN“ muss (J).

Sie hören die fünfte und letzte Folge zum Thema „Menschliches Leadership“ in diesem #045 Podcast.

„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“.

Diese sehr bekannte Aussage wird dem russischen Politiker Lenin zugeschrieben. Stimmt das auch für die Mitarbeiterführung? Ist Kontrolle immer schlecht. Wie verhindere ich Vertrauensverlust? Wie kommt das bei Ihren Mitarbeitern an?

Beides – sowohl Kontrolle als auch Vertrauen – haben ihre Daseinsberechtigung in der Führungslehre, sie haben ihre Vor- und Nachteile. Nehmen Sie diesen Podcast dazu, um bei Ihren Verhaltensweise und Entscheidungen zu reflektieren, weitere Blickwinkel aufzunehmen und schlussendlich die richtige Dosis ihrem Mitarbeiter „verabreichen“. Das Ganze tun Sie, um menschlich zu führen, zum Wohl des Unternehmens, der Mitarbeiter und für Sie selbst.

Wenn wir Kontrolle hören, dann herrschen in den Köpfen vieler negativen Assoziationen, Lassen Sie uns auch andere, neue Sichtweise auf dieses Thema erzeugen. Die Kernbotschaft schon mal vorweg:

Kontrolle dient zur Orientierung - Kontrolle kann als Wegweiser fungieren

Erinnern wir uns: Mein Besuch bei den Konstanzer Studenten. Ihr Walk & Talk dazu. Zum Start dieser Kurzreihe Podcast #041 – „Menschliches Führen praktizieren“ habe ich erzählt, wie es dazu kam.

Wir kamen an eine von den Studenten ausgewählte Station. Sie zeigte ein Schild, mit dem die Richtung für den Jakobsweg aufgezeigt wurde. Dieser Wegweiser steht auf dem Münstervorplatz im Pfalzgarten. Die Idee zur Verbildlichung von „Kontrolle“ ist klasse. Kontrolle hat mindestens eine gute Seite. Sie gibt Orientierung.

Der Wegweiser des Jakobswegs zeigt den Pilgern: Sie befinden sich noch auf dem richtigen Weg. Und noch was stand auf den Schild, das ist prima. Es stand drauf, wieviel Kilometer es noch bis zum Ziel sind.

Unter Führungsaspekten nehmen wir den Jakobsweg gerne als Metapher für: Sie kontrollieren die Arbeiten, die Aufgaben des Mitarbeiters. Sie sind sozusagen das Schild. Sie nehmen die Standortbestimmung vor, der Mitarbeiter kann prüfen, ob er auf dem richtigen Lösungsweg ist, ob seine Arbeit korrekt läuft, ob die Zwischenmeldung mit der Zielsetzung übereinstimmt, ob Änderungen vorzunehmen sind. Sie geben ihm dadurch wichtiges Feedback und Sicherheit. Er ist in der Spur.

Zugegeben, wenn ich sehe, wie lang das noch ist, kann das auch sehr demotivieren sein – je nach Sehens weise (J) Von KN zum Erreichen des Endes des Jakobsweges sind es noch 2.340 km

Noch was faszinierendes: Der Jakobsweg heißt von Konstanz bis Einsiedeln Schwabenweg. Wie cool ist das denn. Da hat man ein großes Ziel – welches noch mit Etappen versehen wird. Damit könnte die Ausdauer erhöht, die Motivation gesteigert werden.

Auch ein toller Impuls für Ihre Führungsarbeit. Machen Sie Teilziele, Etappenziele, wenn Sie große Ziele im Visier haben. Denn Mitarbeiter und auch Führungskräfte brauchen Erfolge und Teilerfolge.

Schild Jakobsweg als gutes Beispiel für Kontrolle

Und noch was: Es gibt ja nicht den Jakobsweg. Es gibt viele verschiedene Routen. Alle haben aber eines gemeinsam: Das Ziel ist die Stadt „Santiago de Compostela“ in Galicien, in Spanien.

Ich glaube, das brauche ich nicht groß zu interpretieren, wenn ich das auf „Führung“ projiziere. Der Weg ist das eine, das Erreichen des Zieles das andere.

Das gibt mir eine schöne Gelegenheit mit den Begriffen Vertrauen und Kontrolle zu spielen. Kontrolle von Zeit zu Zeit macht Sinn, sie gibt eben Orientierung. Vertrauen zu schenken, dem Mitarbeiter den Freiraum zu bieten, welchen Weg er zum Ziel nimmt, hat auch was.

Menschliches Führen erfordert gegenseitiges Vertrauen. Allerdings sollte Vertrauen auch nicht blind verschenkt werden. Hier kommt also schon wieder die Kontrolle ins Spiel.

Vertrauen stützt sich auf gegenseitiger Kontrolle.

Dabei muss darauf geachtet werden, die Kontrolle richtig und somit menschlich durchzuführen.

Mit Vertrauen verbinden wir Schlagworte wie Freundschaft, Unterstützung, Glaube, Nähe und auch, dass durch Vertrauen keine Kontrolle notwendig sei.

Vertrauen bedeutet im Grunde, dass man vorbehaltlos daran glaubt, sich auf jemanden oder etwas in hohem Maße verlassen zu können. Es gilt als hoffnungsvoller Vorschuss hinsichtlich der Erfüllung bestimmter Erwartungen. Dabei wird dieser Vertrauensvorschuss maßgeblich von den Erfahrungen beeinflusst, die in dieser Hinsicht gesammelt wurden.

Demnach kann nun blindes Vertrauen auch nicht immer gut sein. Da passt der Spruch von Lenin ganz gut.

Wir können locker feststellen:

Vertrauen und Kontrolle stehen nicht automatisch in einem widersprüchlichen Kontext

Da weichen die negativen Schlagworte wie Misstrauen und Überwachung den positiven Bedeutungen wie Klarheit und Sicherheit. Und wenn wir noch die Bedeutung aus dem englischen „to control“ ableiten, stehen dafür „steuern“, „lenken“, „regeln“ und „führen“.

Klar, dieser widersprüchliche Kontext „Kontrolle vs. Vertrauen“ erzeugt Reibung. Wenn Kontrolle vorherrscht und der Mitarbeiter beim Soll-Ist-Vergleich kein gutes Ergebnis liefert, wird das unter Umständen sanktioniert. Wenn Kontrolle eine Art Führung im Sinne einer optimalen, kooperativen Steuerung einhergeht, dann ist das nichts anderes, wenn ich gerne einen meiner Lieblingssätze sage:

Führen heißt, … andere zum Erfolg kommen lassen.

Und sollten Sie die OSKAR-Methode noch nicht kennen, dann hören Sie genau hin. Sie hilft dabei Führen im Spannungsfeld zwischen Vertrauen und Kontrolle zu entschärfen, menschlich zu gestalten. Und hier ist Kommunikation ein wichtiges Führungsinstrument.

Ich verwende hier mal die OSKAR-Methode nach Johann Fieger und Kilian Tobias Fieger – es gibt auch andere Definitionen mit englischen Begriffe – aber die hier gefällt mir für dieses Thema besser. Die fünf Aspekte funktionieren folgendermaßen:

  • Offene Kommunikation: Es soll offen, ehrlich und ruhig zur Sprache gebracht werden, dass Kontrollen durchgeführt werden.
  • Sachliche Inhalte: Die Überprüfungen im Rahmen der Kontrolle geschehen auf ihre sachlichen Inhalte hin.
  • Klare Kriterien: Es werden nur die Kriterien kontrolliert, die im Vorfeld klar besprochen wurden. Somit sollen unangenehmen und vor allem unerwarteten Überraschungen für die Mitarbeiter vorgebeugt werden, auf die sie sich nicht vorbereiten konnten.
  • Abgesprochene Fakten: Im Rahmen der Kontrolle werden die objektiven Fakten besprochen und dabei fließen keine Wertungen mit ein. Die Kontrolle wird nur auf der objektiven Ebene durchgeführt und wird nicht persönlich.
  • Rücksichtsvoller Umgang: Hier fließt auch der menschliche Aspekt ein, denn ein rücksichtsvoller Umgang bewahrt die Menschlichkeit.

Werden diese beiden Ansätze im Führungsstil einer Führungskraft berücksichtigt und angewandt, kann auch Menschlichkeit in der Kontrolle möglich sein.

Zum Abschluss komme ich noch auf meinen Podcast #012 zurück.

Hier habe ich den Führungsstil mit dem Reifegrad-Modell erklärt. Daran lässt sich auch sehr schön die Antwort herleiten – auf die Frage: Wieviel Kontrolle oder Vertrauen muss / darf sein.

Und die lautet: Bei einem geringen Reifegrad (also Reifegrad 1 und 2) sind Sie als Führungskraft gefordert und kontrollieren den Mitarbeiter (Fremdkontrolle).

Und wenn der Mitarbeiter für die Aufgabe den Reifegrad 4 (gerne auch noch RG3) besitzt, vertrauen Sie ihrem Mitarbeiter. Er wird das schon machen. Er ist ja schließlich motiviert gute Leistung zu bringen, ist sich seiner Verantwortung bewusst und hat die erforderlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten – bingo. Er kontrolliert sich selbst.

Also wäre es von Vorteil, Sie als Führungskraft entwickeln den Mitarbeiter von der Fremdkontrolle zur Eigenkontrolle. Und bei hohem Reifegrad brauchen Sie zunächst nichts tun. Das hat auch.

Vier Dimensionen für Menschliches Leadership praktizieren

Mein Fazit lautet also: Vertrauen ist gut, Kontrolle auch – sie schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern sie ergänzen sich. Sie steuern die Dosis von Kontrolle und Vertrauen mitarbeiterabhängig von seinem Reifegrad. Und wenn Sie es ganz gut machen, geben Sie ihrem Mitarbeiter genau diese Informationen, warum Sie diese Dosis so verabreichen. Auch dabei kann ein Vertrauensverhältnis entstehen und ausgebaut werden.

Damit schließe ich dieses mir wichtige Thema „Menschliches Leadership praktizieren“. Sie haben nun ein tolles, einfaches Führungs-Instrumentarium, bewusst zu entscheiden:

  • Wieviel Distanz und Nähe baue ich auf?
  • Wieviel Lokomotion und Kohäsion benötige ich?
  • Wann schlüpfe ich in eine Rolle und/oder bleibe authentisch?
  • Wie dosiere ich die Kombination von Vertrauen und Kontrolle.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie so oft wie möglich, den jeweils richtigen Regler so schieben, damit ihre Mitarbeiter erkennen können, „mein Chef ist ein menschlicher Leader“. Er lebt das vor und ich folge ihm gerne.

Als Schluss-Gedanke hab ich zwei:

  • „Menschen, die andere Menschen („zu viel“) kontrollieren möchten, haben sich meist selbst nicht unter Kontrolle“
  • „Vertrauen zu gewinnen braucht Jahre – es zu verlieren Sekunden“ (von Willi Meurer)

Bis zum nächsten Mal
Ihr Stefan Schulik

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Podcast Folge #045

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